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Österreichweiter Lebenshilfe Kongress: „Ich.DU.Wir – aktiv für unsere Gesundheit“

Von Manfred Lechner 24. Oktober 2022 Keine Kommentare
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Österreichweiter Lebenshilfe Kongress: „Ich.DU.Wir – aktiv für unsere Gesundheit“

Von 24. Oktober 2022 Keine Kommentare

Selbstvertreter/innen fordern mehr Informationen, Fortbildungen und barrierefreie Zugänge zum Gesundheitssystem.

Gesundheit ist ein integraler Bestandteil eines erfüllten Lebens, doch im Alltag zeigen sich immer wieder Defizite: Barrierefreiheit in Arztpraxen, Krankenhäusern, bei Informationen und Personal sowie Gesundheitskompetenz für Menschen mit Behinderungen. Weiters fehlen Bildungsangebote für Menschen mit Behinderungen zu den Themen Gesundheit, Demenz, gesunde Ernährung, Sport oder Angebote wie Altern und Sterben in Würde. Damit sich bei der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behinderungen etwas verbessert, braucht es neben einer engen Zusammenarbeit aller Berufsgruppen auch rasche und nachhaltige Schritte zur Sensibilisierung und Verbesserung in der Gesundheitsversorgung.

Zugang zum Gesundheitssystem weitgehend für Menschen mit Behinderungen erschwert

„Wir wollen ernst genommen werden und dass unsere Anliegen nicht wieder in den Schubladen der Büros von Politikerinnen und Politikern landen. Notfalls gehen wir dafür auch auf die Straße und machen ordentlich Lärm“, gibt sich die Selbstvertreterin und Lebenshilfe Vizepräsidentin Hanna Kamrat beim Lebenshilfe Selbstvertreter/innen Kongress in Innsbruck entschlossen. Beim Lebenshilfe-Kongress kamen rund 130 Selbstvertreter/innen und Expert/innen zum Thema „Ich.DU.Wir – aktiv für unsere Gesundheit“ zusammen. In sieben Workshops tauschten sie sich über die Situation im Gesundheitssystem aus. Die Themen der Workshops: Gesundheit im Alter, Zugang zur Gesundheitsversorgung, Sport, gesunde Ernährung, Bildung, psychische Gesundheit und Gewaltschutz.

Österreich hat 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ratifiziert und sich dazu verpflichtet, dass Menschen mit Behinderungen die Gesundheitsversorgung in der gleichen Bandbreite, Qualität und mit den gleichen Standards wie bei anderen Menschen auch zu erfolgen hat. Hannah Kamrat: „Wir als Selbstvertreter/innen fordern, dass das Gesundheitspersonal sich im Rahmen der Ausbildung mit der Behandlung von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung auseinandersetzen und spezialisieren kann.“ Wie einfache Tools oder barrierefreie Kommunikation helfen können, Behandlungen im gesamten Gesundheitsbereich zu verbessern, zeigen der Wiener Geko-Pass als Kommunikations-Werkzeug oder die Medinklusions-Ambulanz (MIA) in Melk, die beispielgebend für andere Bundesländer sein können.

Expert/in in eigener Sache zu sein, ermöglicht Selbstbestimmung

„Raus aus der Situation, nicht aus dem Leben“, lautet das Motto, wenn es um die psychische Gesundheit geht. Menschen mit Behinderungen wollen durch Schulungen verstärkt Expert/innen für ihre eigene psychische Gesundheit werden. Sie fordern Seminare und Workshops um zu lernen, was psychische Gesundheit ausmacht und wie sie diese aufrecht erhalten können. Ihr Ziel ist, so ihre Selbstbestimmung in diesem Gesundheitsbereich zu stärken. Auch Angehörige, Unterstützer/innen sowie Mitarbeiter/innen von Dienstleistern im Bereich Behindertenarbeit sind einzubeziehen.

Gewalterfahrungen sind häufig gegeben

Knapp acht von zehn Personen mit Behinderungen haben in ihrem Leben bereits körperliche Gewalterfahrungen gemacht. Darum ist die Aufklärung über das Thema Gewalt in einfacher Sprache besonders wichtig. So haben die Selbstvertreter/innen der Lebenshilfe Vorarlberg gemeinsam mit „Mensch Zuerst“ und der Caritas die Broschüre „Stopp Gewalt“ erarbeitet und präsentiert. Zudem braucht es mehr therapeutische Unterstützungsangebote und Personalressourcen, um Gewalt zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Die Lebenshilfe Tirol gem.GmbH hat etwa mit ihrer Gewaltschutzstelle für Klient/innen und Mitarbeiter/innen eine niederschwellige Möglichkeit geschaffen, sich Hilfe zu holen. Der zentraler Fokus dieser Stelle liegt auf Prävention. Zudem werden Klient/innen im Rahmen von „Mut-Seminaren“ gestärkt, ihre Anliegen und Rechte einzufordern.

Aber auch Themen wie Demenz, Begleitung im Alter und beim Sterben, wurden beim österreichweiten Lebenshilfe-Kongress diskutiert. Die zentralen Forderungen: Menschen mit Behinderungen brauchen vertraute Personen, die sie bei Krankenhaus-Behandlungen begleiten, Patienten/innenverfügungen in leichter Sprache und mehr ganzheitliche Hospizangebote. Zudem Sport- und Aktivitätsprogramme, um beispielsweise Demenz vorzubeugen.

Abschließend bedankt sich Hanna Kamrat beim Verein Lebenshilfe Tirol und im speziellen bei dessen Geschäftsführer Wilfrid Pleger für die Organisation des diesjährigen Selbstvertreter/innenkongresses in Innsbruck.

Zusätzliche Informationen:

© Lebenshilfe Tirol / Pleger

© Lebenshilfe Tirol / Pleger

AutorManfred Lechner

Lebenshilfe Tirol

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