Mein Name ist Klaus Brunner und ich bin 46 Jahre alt. Durch einen Ärztefehler – sprich Sauerstoffmangel – sind bei mir ein paar Gehirnzellen abgestorben. Welche waren das?
Es waren jene, die man fürs Laufen benötigt und auch die ganze rechte Seite ist mehr eingeschränkter in der Bewegung, wie die linke. Somit bin ich dadurch Spastiker. Im frühen Kindesalter hat der Kinderarzt meinen Eltern gesagt, dass ich eine schwere Behinderung behalten werde. Aber der Arzt hat sich getäuscht. Wie ich dann älter wurde, hab ich mir manchmal gedacht, warum das bei der Geburt geschehen ist. Mit der Zeit hat sich meine Denkweise geändert. Was war dafür der ausschlaggebende Grund? Indem ich meine Behinderung und Menschen mit einer schweren Behinderung verglichen habe, hat sich meine Denkweise geändert. Jetzt denke ich, mir geht es trotz allem sehr gut. Klar gibt es Situationen, wo ich mich frage, warum ich eine Behinderung habe. Aber im gleichen Atemzug sag ich zu mir, es ist jetzt eben so.
Ich war über 20 Jahre in Werkstätten von Menschen mit Beeinträchtigungen der Lebenshilfe Vorarlberg. Jetzt bin ich gewählter Selbstvertreter, der sich für deren Anliegen in jeglicher Form einsetzt und genau das empfinde ich wie eine Berufung.
Jetzt will ich über Barrierefreiheit berichten. Nun warum ist für mich Barrierefreiheit sehr wichtig? Dies ist sehr offensichtlich, eben da ich Rollstuhlfahrer bin. Ich will jetzt aber nicht nur für mich reden, denn es betrifft auch andere Personen – sprich Frauen die mit einem Kinderwagen unterwegs sind, aber auch ältere Personen, die durch Barrieren behindert werden, um an der Gesellschaft mit teil zu haben
Jetzt aber möchte ich von vorne anfangen: Es ist schwierig für mich, an der Gesellschaft teilzunehmen. Ich wohne in Dornbirn in einer Kleinwohnanlage, in der ich eine eigene Wohnung habe und durch Assistenz unterstützt werde.
Mit Freunden Spaß haben: Dies ist nicht überall in meinem Wohnort möglich. Warum ist das so? Da ich E-Rollstuhlfahrer bin und deshalb eingeschränkt werde, was die Auswahl der Lokale oder Gasthäuser betrifft. Somit kann ich nicht überall dorthin gehen, wo es für alle anderen Menschen ohne Behinderungen selbstverständlich ist.
Was auch der Fall ist. ist dass ich so selbstständig wie möglich Besorgungen in der Stadt machen will und auch möchte. Dabei stoße ich jedoch öfter auf Hindernisse. Ein Beispiel werde ich jetzt kurz erläutern. Vor etlicher Zeit wollte ich in der Apotheke am Marktplatz in Dornbirn etwas besorgen. Leider hinderte mich da, dass es einen Absatz gab, so dass ich als Rollstuhlfahrer die Apotheke nicht betreten beziehungsweise nicht hinein fahren konnte. Somit habe ich mich anderweitig trotzdem beholfen und habe einen Passanten auf der Straße gefragt, ob dieser mal kurz in die Apotheke gehen könnte, damit die Apothekerin zu mir heraus kommt, damit ich meine Besorgung erledigen kann. Sie war mir auch behilflich. Auf die Frage, warum die Apotheke keine Rampe hat, so dass jeder sie betreten kann, hat sie mir nur gesagt, dass man schon eine machen wollte. Aber es wurde dann ihnen mitgeteilt, dass dies nicht mehr zum Gebäude passen würde. Der Witz daran war traurig aber wahr, dass man den Marktplatz vor kurzem neu gepflastert hat. Wenn man im Vorhinein berücksichtigt hätte. mit den Pflastersteinen eine leichte Erhöhung gemacht hätte, bräuchte man jetzt keine Rampe. Dies wäre allgemein besser gewesen, für alle Gebäude.
Ich würde mir einfach mal wünschen, dass die Verantwortlichen einen Tag in einen Rollstuhl sitzen, damit sie wissen wie schwer es manchmal ist, für eine bestimmte Menschengruppe.
Es gibt aber noch weitere Barrieren, die meines Erachtens sehr wichtig sind Beziehungsweise dass diese nicht mehr vorhanden sein sollten. Es sind die Barrieren in den Köpfen der Gesellschaft. Ich will jetzt nicht sagen, dass sich da nichts getan hat, bin aber trotzdem der Meinung, dass es noch nicht perfekt ist.
Die Gesellschaft hat einfach noch eine Hemmschwelle, mit uns Menschen mit Behinderungen heran zu treten, dabei ist es doch so einfach. Man kann mit uns genauso kommunizieren wie mit Menschen ohne Behinderung. Darum ist es mir wichtig in Schulen auch schon Aufklärungsarbeit leisten? Warum ist das sehr wichtig? Weil die Jugend unsere Zukunft ist und umso früher sie darüber erfahren, umso besser lernen sie, normal mit einem Menschen mit einer Behinderung umzugehen.
Hier habe ich auch ein Beispiel wie es nicht sein sollte aus meiner frühen Kindheit. Dies ist jetzt schon eine längere Zeit her, aber so sollte es nicht sein. Meine Eltern wollten mich in meinem Wohnort, wo ich als Kind wohnte, schon damals in einen normalen integrativen Kindergarten geben. Warum war das nicht möglich? Ich finde es, wenn ich es so heute höre, eine Frechheit. Die Kindergärtnerin hat damals gesagt, dass das eine Zumutung sei für die anderen Kinder, die in dem Kindergarten waren. Meine Mutter hat es ein zweites Mal probiert, aber die Antwort war nicht besser. Somit hat meine Mutter es kein drittes Mal probiert, durch einen Zufall haben meine Eltern etwas vom Schulheim Mäder erfahren, welches speziell für Menschen mit Behinderungen ist. Auf Grund dessen haben meine Eltern das Schulheim Mäder für mich angeschaut und danach beschlossen dass dies für mich das Beste wäre. Somit haben sie mich dort angemeldet. Das Makabre kommt ja jetzt. Ein paar Wochen später kam dann der Bürgermeister aus meinem Wohnort, in dem er meinen Eltern eigentlich die freudige Nachricht übermittelte, dass ich jetzt doch in einen Integrativen Kindergarten gehen könnte. Aus Irgendwelchen Gründen welche ich nicht 100% eruieren kann ging das damals nicht mehr.
Es gibt aber noch eine weitere Barriere, was sehr zum Nachdenken anregen soll oder muss. Dass ist die schwere Sprache, was darf man jetzt darunter verstehen? Es wird meines Erachtens noch viel zu oft und zu viel in Schwerer Sprache geschrieben. Was ich sehr wichtig finden würde, dass jede Firma, wenn sie eine Broschüre veröffentlicht auch diese in Leichte Sprache übersetzen soll. Ich sag immer, nur wenn wir etwas verstehen, können wir Menschen mit Behinderungen mitbestimmen.
Was leichte Sprache betrifft, gibt es einiges wo es umgesetzt gehört. Darum möchte ich auch hier eines hervorheben. Es sind nämlich die Beipackzettel von den Medikamenten. Ich finde diese sehr schrecklich, weil sie klein geschrieben und kompliziert formuliert sind. Ich bin mir sicher, dass auch Menschen ohne Behinderung Texte in Leichter Sprache besser verstehen. Warum habe ich die Einstellung?
Österreich hat die UN Konvention unterschrieben, dass es mehr Barrierefreiheit geben soll. Nun wenn das Österreich unterschrieben hat soll es auch passieren. Ich persönlich bin einfach der Meinung dass alle Barrieren abgebaut werden sollen. Sei es bei Gebäuden, bei der Sprache oder in den Köpfen.
Geschrieben von: Klaus Brunner