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InklusionNews

Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag

Von 21. März 2019 Keine Kommentare
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Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag

Von 21. März 2019 Keine Kommentare

Albert Brandstätter über die Menschenwürde anlässlich des 21. März, dem Welt-Down-Syndrom-Tag

Jeden Tag hören wir Sätze wie: „Du bist nicht fit genug.“ „Das sind die Leistungsträger.“ „Das sind aber Helden.“ Oder: „Oje, diese Armen.“ Jeder und jede wird ständig bewertet, mit einem unsichtbaren Pickerl versehen, auf dem steht: arm, behindert, reich, fleißig, ungesund, Sicherheitsrisiko…
Wir leben in einer Zeit, in der alles und alle ständig bewertet werden.

Besonders trifft dies Menschen mit Behinderungen. Am 21. März, dem Down-Syndrom-Tag, denken wir besonders an eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen, solche, die zufällig ein Chromosom mehr haben und dennoch leben können wie alle anderen. Solche Denk-Tage haben zwei Aufgaben:
1. Sie erinnern daran, dass Menschen in ihrer Vielfalt einzigartig und mit gleichen Rechten ausgestattet sind.
2. Sie weisen gleichzeitig voller Scham und Ungeduld auf eine Welt hin, in der sich alle Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit respektieren und sich dazugehörig fühlen können.
Und dies ist noch lange nicht verwirklicht.

Ich hab einmal eine junge Tänzerin mit Down-Syndrom nach einer Theateraufführung getroffen. Sie lachte und strahlte und andere Personen strahlten sie an – spiegelten ihre unglaubliche Präsenz. Auf meine Frage hin, was sie sonst so im Leben mache, erzählte sie mir von ihrer täglichen Arbeit in einem kleinen Café, wo sie mit guter Begleitung angelernt wird. „Mir ist wichtig, dass ich mitten drin bin, wenn wir arbeiten oder tanzen“, sagte sie auf einmal sehr ernst, „nicht nur irgendwie dabei sein. Ich will nit nur zuschaun, ich will mi einbringen und i kann des.“

Es gefällt ihr, so erzählte sie, ganz selbstverständlich von Nachbarn oder Kolleginnen eingeladen zu werden. In einer Sprache, die sie versteht, mit Gesten, mit einem Lächeln. Dadurch fühlt sie sich willkommen und angenommen. Das macht ihre Würde aus.

Ich stelle mir eine Welt vor, in der die Würde von keinem Menschen verletzt wird. Dies muss und kann im alltäglichen Miteinander Wirklichkeit werden. Eine wichtige Grundlage dafür ist es, dass wir die Fähigkeiten von Menschen anerkennen und nicht so sehr von ihren Defiziten sprechen. Gerade von Menschen, die mit dem Down-Syndrom leben, wissen wir, welch vielfältige Begabungen und Fähigkeiten sie haben: das Debütanten-Paar am Opernball, Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Betrieben. Sie haben keine „besonderen Bedürfnisse“. In einem Video hat einmal eine Gruppe von ihnen gesagt: „Was wir wirklich brauchen ist: Bildung, Jobs, gleiche Chancen, Freunde und etwas Liebe …wie jede und jeder andere auch. Sind diese Bedürfnisse so besonders?“

Sie können als Beispiele dafür stehen, dass jeder Mensch die Fähigkeit besitzt, ein menschliches Leben bis zum Ende zu leben, Bindungen aufzubauen, mit anderen und für andere zu leben, zu lachen und zu spielen aber auch wirksam an den politischen Entscheidungen teilzunehmen. Diese Fähigkeiten sollen die Grundlage von Rechten sein und sie zeigen unsere Würde. Sie zeigen aber auch, dass wir Bedürfnisse haben, vom Säuglingsalter angefangen bis zum hohen Alter. Zur Menschen-Würde gehört es auch, angewiesen zu sein und Unterstützung zu erhalten.

Ja, es braucht Menschen, die andere unterstützen. Sie sorgen gemeinsam mit ihnen dafür, dass sie alles für das Leben Notwendige erhalten und ihre Fähigkeiten verwirklichen können.

Es braucht aber auch Menschen, die verdeutlichen: Ich will mit dir befreundet sein. Du wirst gebraucht – mit deinem Können und mit deinem Unterstützungsbedarf. Du wirst geliebt, weil du so bist, wie du bist. Und ich begleite dich dabei.
Das gilt für alle: Menschen mit und ohne Behinderungen, Menschen einfach. Daran können wir am 21. März denken und an jedem Tag davor und danach.

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