Inklusive Bildung

Alle Kinder verdienen eine Ausbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten, die ihre unterschiedlichen Talente fördern und sie zu selbstbestimmten, toleranten und verantwortungsvollen Persönlichkeiten werden lässt.

Inklusive Bildung

Bildung beginnt schon mit der Frühförderung. Das bestehende Frühförderangebot soll österreichweit bedarfsorientiert ausgebaut werden.

Verpflichtende Bildungsangebote schließen immer auch Menschen mit intellektuellen Behinderungen ein. Eine Behinderung darf niemals – außer bei akutmedizinischer Notwendigkeit – der Grund sein, Menschen von Bildung auszuschließen. Daher ist auch für den verpflichtenden Kindergartenbesuch die Ausnahmeregelung für Mädchen und Buben mit Behinderungen zu streichen. Hier ist eine scheinbare Wahlfreiheit der Eltern ein entscheidender Nachteil für den Bildungsweg des Kindes.

Die Ausbildungspflicht soll für alle gelten. Keine Ausbildungsinstitution darf eine junge Frau oder einen jungen Mann mit Behinderungen unter dem Vorwand der geminderten Arbeitsfähigkeit ausschließen.

Alle Angebote der Erwachsenenbildung und höheren Ausbildung inklusive der universitären Ausbildung sollen für Menschen mit Behinderungen zugänglich sein.

Finanzierung: Es bedarf ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen für inklusive Bildung generell und insbesondere in der Implementierungsphase. Besonders wichtig sind barrierefreie Zugänge zu Bildungseinrichtungen.

Stufenplan zur Schulreform: Eine Schule für alle

Das derzeitige Schulsystem grenzt aus, weil nur die Hälfte aller Kinder mit Sonderpädagogischen Förderbedarf mit anderen Kindern lernen können. „Die Tatsache, dass Kinder mit Behinderungen in einer eigenen Schule unterrichtet werden, getrennt von anderen, verletzt die Menschenrechte. Sonderschulen sind mit der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen nicht vereinbar“, meint der ehemalige Lebenshilfe Österreich-Präsident Germain Weber.

Inklusive Bildung bedeutet, dass Kinder mit Behinderungen und Kinder ohne Behinderungen in eine gemeinsame Schule gehen. Kinder mit Behinderungen haben das Recht, in allgemeine Schulen zu gehen. So steht es in einem Gesetz. Das Gesetz nennt sich UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Es ist von den Vereinten Nationen geschrieben worden.

Wann der Schulbesuch endet, bestimmt das Gesetz. Ab ihrem 14. Lebensjahr haben Jugendliche mit Behinderungen kein Recht mehr auf Bildung in einer allgemeinen Schule.

In Österreich besteht das Recht auf gemeinsamen Unterricht für Kinder mit und ohne Behinderungen nur bis zur Beendigung der Pflichtschule. Für die Lebenshilfe Österreich ist diese Lücke im Gesetz ein Verstoß gegen die Menschenrechte.

Der Artikel 24 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen definiert das Recht auf inklusive Bildung, also das Recht auf aktive Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am allgemeinen Bildungssystem. Die Realität spricht eine andere Sprache: Rund 2.000 Schüler und Schülerinnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf müssen nach acht Jahren in einer Integrationsklasse die allgemeine Schule abbrechen. Ihre einzige Alternative: Die Sonderschule.

Positive Beispiele in der Steiermark machen die Vorteile deutlich. Inklusive Schulen sind ein Gewinn für Kinder mit und ohne Behinderungen. Das gemeinsame Lernen unterstützt sowohl die intellektuelle als auch die emotionale Entwicklung aller Jugendlichen. Neue Lernmethoden ermöglichen es, dass jedes einzelne Kind in seinem jeweiligen Entwicklungsstand gezielt gefördert wird. Wenn Vielfältigkeit bejaht wird und im Unterricht die Talente und nicht die Defizite im Vordergrund stehen, kommt es viel seltener zu Ausgrenzungen oder gewalttätigen Verhalten unter SchülerInnen. Kooperation statt Konkurrenz lautet das Credo und dieser Leitgedanke stärkt vor allem die soziale Kompetenz der jungen Generation.

Schon 2010 legte die Lebenshilfe einen Stufenplan zur Schulreform vor.

Dialogpapiere

Der gemeinsame Dialog führt uns zum Ziel!

Unsere Forderungen haben wir in einem Dialogpapier festgehalten.
Unser Ziel ist, nach innen mit Angehörigen, Dienstleistern und Selbstvertreter*innen und nach außen mit möglichst vielen Bevölkerungsgruppen einen Dialog aufzubauen, eine klare Botschaft zu vermitteln und voneinander zu lernen. Menschen mit Behinderungen sind ein gleichberechtigter Teil unserer Gesellschaft. Wir alle sind verschieden – wir alle profitieren davon!

Gemeinsam Lernen für alle: Inklusive Bildung für das ganze LebenGemeinsam Lernen für alle: Inklusive Bildung für das ganze Leben - Leichter Lesen Version

Warum brauchen wir eine Schule für alle?

Das derzeitige Schulsystem in Österreich verletzt die Menschenrechte. Der Erhalt von Sonderschulen parallel zu Regelschulen hält Menschen mit Behinderungen auf einem lebenslangen Sonderweg am Rande der Gesellschaft. Menschen mit Behinderungen haben das Recht auf Inklusion. Es ist ihr Recht, in einer Schule für alle zu lernen. Seit der Ratifizierung im Jahr 2008 können sie sich dabei auf die UN-Behindertenrechts-Konvention berufen.

Was ist ein inklusives Schulsystem?

Ein inklusives Schulsystem heißt alle Kinder, mit und ohne Behinderungen, von Anfang an willkommen. Das Lehrerteam ist gemeinsam für alle Kinder „zuständig“. Kinder werden nicht in die beiden Kategorien „behindert“ und „nicht-behindert“ eingeteilt, und Kinder mit besonderem Förderbedarf tragen nicht die Hauptlast der Anpassung an ein starres Schul- und Notensystem. Stattdessen orientiert sich der Unterricht an den jeweiligen individuellen Fähigkeiten des Kindes. Die Unterrichtsumgebung passt sich räumlich, materiell, methodisch und personell an die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lernfortschritte der Kinder an. Kinder lernen in ihrer jeweiligen Geschwindigkeit und Intensität am selben Lerngegenstand im gemeinsamen Klassenverbund.

Was macht den inklusiven Unterricht aus?

Die inklusive Schule geht von unterschiedlichen Bildungsanforderungen und Bedürfnissen aus und setzt Methoden ein, die jedes einzelne Kind an ihrem/seinem jeweiligen Entwicklungsstand abholen und gezielt fördern. Zum Einsatz kommen Methoden wie Kleingruppen-Arbeiten, Stationsbetrieb, Peer-Teaching, Multilevel-Teaching und individuelle Lehrpläne. Die Kinder lernen voneinander. Zum Beispiel haben viele Kinder mit Behinderungen starke emotionale Begabungen, mit denen sie ihre Kolleg*innen ohne Behinderungen herausfordern. Dadurch kommt es zu einem gegenseitiges Lernen und einer natürlichen Solidarität.

Was sind die Vorteile?

Inklusive Schulen sind ein Gewinn für alle Kinder – mit und ohne Behinderungen. Gemeinsames Lernen unterstützt sowohl die intellektuelle als auch die soziale Entwicklung eines jeden Einzelnen. In einem Unterricht, wo Talente zählen und nicht Defizite, kommt es seltener zu Ausgrenzung und Gewalt. Inklusive Bildung ist ein Weg, der den Unterricht für alle Schüler verbessert – alle Schülerinnen und Schüler profitieren davon.