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Einfache SpracheInklusionSelbstvertretung

ExpertInnen für einfache Sprache: die Gruppe Ex.AKT

Von 13. Juli 2017 Keine Kommentare
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ExpertInnen für einfache Sprache: die Gruppe Ex.AKT

Von 13. Juli 2017 Keine Kommentare

Fr.Fischer und Hr.Philippits mit dem Figurentheater der Gruppe ExAKT bei der Fachtagung „Gesundheit verstehen – Gesundheit sprechen“ am 2.2.2017 im Wiener Rathaus.“ Coppyright: Gr.ExAKT, Lebenshilfe Wien

Seit Oktober 2007 gibt es in der Werkstatt Nobilegasse der Lebenshilfe in Wien die Gruppe Ex.AKT. „ExAKT bedeutet Experten aktiv. Wir sind die Experten, wenn es um uns geht. Die Werkstatt ist im 15. Wiener Gemeindebezirk.

Wir sind 14 Klienten und Klientinnen, zwei Betreuerinnen und ein Betreuer. Zwei Damen sitzen im Rollstuhl. Es gibt auch zwei blinde Personen. Eine Klientin kann nicht sprechen, ist aber voll dabei.

Einer unserer wichtigsten Arbeitsschwerpunkte ist Öffentlichkeitsarbeit. Da gehen wir nach außen um unsere Arbeit vorzustellen. Wir erzählen auch was uns wichtig ist. Es bereiten alle gemeinsam die Vorträge vor. Wir planen, wer was übernimmt. Wir überlegen wie wir den Vortrag machen. Für die Vorträge haben wir Plakate gestaltet: Ein Plakat ist über unseren Tagesablauf. Auf dem zweiten sieht man alle Werkstätten. Dann gibt es noch zwei Plakate über die Arbeitsschwerpunkte der Gruppe Ex.AKT. Einige üben die Vorträge zu zweit oder alleine. Die Kolleginnen und Kollegen sind das Publikum. Die Vorbereitung ist sehr viel Arbeit. Beim Vortrag haben die einen Lampenfieber. Die anderen lassen sich das nicht anmerken und lächeln. Wir machen auch Zivildienereinschulungen. Da reden wir über alle Werkstätten der Lebenshilfe Wien. Die Unterlagen und Plakate transportieren wir im Rucksack und in unserem großen schwarzen Koffer. Die Zivildiener lassen wir die Arbeiten auch probieren. Wir halten auch Vorträge bei der SOB, beim FSJ und machen auch Werkstattführungen.

Nach dem Vortrag teilen wir die Rückmeldebögen aus. Da kann jeder ankreuzen, wie der Vortrag war.

In der Morgenrunde gibt es auch einen 5-Minuten-Vortrag. Da kommt jeden Tag jemand anderes an die Reihe. Er sucht sich selber ein Thema aus und spricht 5 Minuten darüber. Das ist eine Übung für unsere Vorträge.

Die Gruppe Ex.AKT hat eine Magnettafel mit Bildern für den Tagesablauf. In der täglichen Abschlussrunde sagt jeder was er gearbeitet hat. Am Freitag machen wir den Wochenrückblick. Jeder sagt wie die Woche für ihn war. Alle tragen sich bei einem Smile ein. Es gibt drei Möglichkeiten: 1.Alles war in Ordnung. 2. Eigentlich war die Woche in Ordnung, aber es hat auch etwas gegeben, was mich gestört hat. 3. So eine Woche möchte ich nicht mehr erleben.

Ein anderer wichtiger Arbeitsschwerpunkt der Gruppe ExAKT ist die „Leichte Sprache“. Beim Schwerpunkt „Leichte Sprache“ überprüfen wir Texte, ob sie für uns leicht verständlich sind. Eine leicht verständliche Sprache bedeutet für uns Barrierefreiheit. Nur dann sind wichtige Informationen auch für uns zugänglich. Texte müssen immer von denen überprüft werden, für die sie gedacht sind. Nur dann dürfen sie mit „Leichter Sprache“ gekennzeichnet werden.

Leichte Sprache erkennt man zum Beispiel an:

  • Kurze Sätze
  • Große Schrift
  • Schwierige Wörter werden erklärt
  • Fremdwörter werden weggelassen
  • Eine Information pro Satz
  • Ein Satz pro Zeile
  • Es werden Bilder, Fotos oder Symbole verwendet

Wir haben zuletzt für den Verein „Leicht.Lesen“ einen Text überprüft, den sie in leichter Sprache geschrieben haben. Der Text war eine Information über die Bundespräsidentenwahl. Wir sind gemeinsam Satz für Satz durchgegangen. Wenn etwas für uns schwierig war, haben sie sich Notizen gemacht. Sie haben dann den Text so lange verändert, bis für uns alles leicht verständlich war. Das kann ganz schön lange dauern.

Zurzeit sollen wir auch überprüfen, ob die neuen Konzepte der Werkstattgruppen leicht verständlich sind.

Viel schwieriger ist es, wenn wir Texte in „Leichte Sprache“ übersetzen sollen. Bei manchen Wörtern ist es nicht so einfach. Wir haben ein Wörterbuch für leichte Sprache. Aber manchmal findet man die Wörter nicht, die man sucht. Dann gehen wir ins Internet und suchen dort weiter. Für das teilbetreute Wohnen haben wir eine Hausordnung in leichte Sprache übersetzt.

Wir berichten zweimal im Jahr in der Zeitung Querdenker über unsere Arbeit.

Die Zeitung Querdenker ist eine Zeitung von Klienten für Klienten. Sie wird in der Werkstatt im 2. Bezirk gemacht.

Um möglichst viele Erfahrungen zu sammeln, machen wir auch andere Arbeiten. Dann können wir bei unseren Vorträgen mehr über die Arbeit in den Werkstätten erzählen. In der Werkstatt arbeiten wir zum Beispiel auch beim Postversand oder der Industriearbeit für CreataColor mit. Die Gruppe Ex.AKT ist auch bei der Auftragsarbeit außerhalb der Werkstatt bei der Firma Wagon-Lits am Hauptbahnhof dabei. Ein paar von uns gehen in die Germania Apotheke zu einer Auftragsarbeit. Dort arbeiten wir selbständig, ohne BetreuerIn.

Immer wieder beschäftigen wir uns auch in Kreativprojekten zum Beispiel mit Malen und Zeichnen. Wir haben auch Handpuppen für ein Volksschulprojekt zum Thema „Gewalt“ gemacht. Aus Wasserbomben und Papiermaché haben wir die Puppenköpfe hergestellt. Die Kostüme wurden von Manfred Philippits genäht.

Wir machen auch wie alle anderen Gruppen abwechselnd einen Tag pro Woche Küchendienst. Beim Wäschedienst haben wir auch etwas übernommen und bügeln die Tischtücher.

An weiteren Angeboten gibt es: Eislaufen, Kegeln, Wandern, Boccia, Tischtennis, Sitzgymnastik, Rhythmik, Trommeln Musiktherapie, Musikhörgruppe, Chor und Tanzen.

(an diesem – 2017 leicht aktualisierter –  Text haben mitgearbeitet: Fr.Hilde Fischer, Fr.Sabrina Kumpan, Hr.Manfred Philippits, Hr.Gerhard Müller und Hr.Arie Weiss)

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